Von der Geld- zur Fiskalpolitik: Chancen bei Infrastrukturausgaben
THEMA 5

Im Jahr 2019 lockerten viele Zentralbanken ihre Geldpolitik, um die weltweit gleichzeitige Konjunkturabschwächung abzufedern. Im Vergleich zu früheren Spätzyklen bewegen sich die Zinsen inzwischen auf einem sehr niedrigen Niveau. Einige Industrieländer stoßen an ihre Grenzen für eine weitere Lockerung der Geldpolitik. Es wird angenommen, dass die Haushaltspolitik ein wirksameres antizyklisches Instrument (als die Geldpolitik) ist, um das Wachstum anzukurbeln und die Inflationserwartungen zu erhöhen. Eine expansive Haushaltspolitik über Steuersenkungen und den Bau von bezahlbarem Wohnraum sollte dazu beitragen, den steigenden Populismus zu bekämpfen. Zudem erhöhen einige Regierungen ihre Ausgaben, um Umweltziele zu erreichen.
UNSERE IDEEN
In vielen Ländern laufen Konjunkturprogramme, und es wird für 2020 mit weiteren gerechnet. Anleger können an einer Erhöhung der Staatsausgaben partizipieren in den Bereichen:
- Aktien im Bereich Bau-/Baumaterial
- Aktien im Bereich erneuerbare Energien und sauberer Transport
- Themenfonds: Infrastrukturbezogene Investmentfonds oder Private-Equity-fonds, grüne/SRI-bezogene Fonds
- Neubewertung britischer Aktien
- Nutznießer der chinesischen Politik (Multi-Assets) wie Zement, Nicht-Basiskonsumgüter, Basiskonsumgüter und selektive Unternehmensanleihen
Entwickelte Märkte - Höhere staatliche Ausgaben für die Nachhaltigkeit
Die meisten Industrieländer hatten in diesem Konjunkturzyklus Schwierigkeiten, ihre Inflationsziele zu erreichen, obwohl die Zentralbanken ihre Geldpolitik weiter lockern. Wir haben bereits eine Form von Steueranreizen erlebt, da die Länder bestrebt sind, das Wachstum zu verbessern und die Inflationsziele zu erreichen. Für Industrienationen dürften höhere staatliche Ausgaben zur Finanzierung „grüner Energie“ kommen.
USA
Angesichts der massiven Steuersenkung im Jahr 2018 laufen bereits Konjunkturmaßnahmen. Anfang August 2019 wurde ein Haushaltsdeal verabschiedet, um Ausgabenobergrenzen abzuschaffen, die Schuldenobergrenze bis Juli 2021 auszusetzen und die Ausgabenzuweisungen in den nächsten beiden Haushaltsjahren zu erhöhen. Nach den Wahlen könnte es zu einer Ausweitung der „grünen“ Infrastruktur kommen, da die meisten Präsidentschaftskandidaten die Förderung sauberer Energie befürworten.
Europa
In der Eurozone mehren sich die Erwartungen an finanzpolitische Impulse, insbesondere angesichts des sehr lockeren monetären Umfelds mit Negativzinsen, was die Wirksamkeit der Geldpolitik offenbar verringert hat. Sowohl Deutschland als auch die Niederlande sind angesichts ihrer Haushaltsüberschüsse gut aufgestellt, um Konjunkturprogramme umzusetzen. Die Staatsausgaben dürften, wenn überhaupt, im Bereich der Nachhaltigkeit zum Tragen kommen. Tatsächlich hat das deutsche Parlament kürzlich ein Paket von 54 Milliarden EUR für die nächsten vier Jahre beschlossen, um den Übergang des Landes zu erneuerbaren Energien zu beschleunigen und den CO2-Ausstoß zu senken. Die Niederlande richten zudem derzeit einen nationalen Investitionsfonds ein, der die Wirtschaft in den nächsten 30 Jahren nachhaltig unterstützen soll. Die Modernisierung der Verkehrsinfrastruktur könnte ebenfalls die Staatsausgaben ankurbeln. Die Bundesregierung hat kürzlich einen Plan über 86 Milliarden EUR zur Modernisierung des Schienennetzes der Deutschen Bahn vorgestellt.
UK
Nach dem offiziellen Austritt aus der EU beginnt nun eine Übergangsphase bis zum 31. Dezember 2020. In dieser Zeit wird die Unsicherheit über das künftige Verhältnis zur EU bestehen bleiben. Wir gehen davon aus, dass eine gemäßigte expansive Finanzpolitik den Wachstumsrückgang 2020 abfedern wird.
Asien - Ambitionierte Infrastrukturpläne und Steuersenkungen sollen das schwächelnde Wachstum anheben
Eine wachsende Zahl von Zentralbanken in Asien hat die Zinsen gesenkt, um dem nachlassenden Wachstum im Jahr 2019 entgegenzuwirken. Einige Länder wenden sich ambitionierten Haushaltsplänen zu, darunter Erhöhungen der Infrastrukturausgaben und Steuersenkungen.
China
Die Staatsausgaben spielten eine führende Rolle bei der jüngsten Runde politischer Lockerungsmaßnahmen, darunter die Ankündigung von Steuersenkungen in Höhe von 2 Billionen RMB (298 Milliarden USD) und Gebührensenkungen (bei Pensions- und Sozialversicherungsbeiträgen) im Jahr 2018. Darüber hinaus hat die chinesische Regierung eine Beschleunigung der Emission spezieller lokaler Staatsanleihen zur Ankurbelung der Infrastruktur wie Transport, Energie, Landwirtschaft, Forstwirtschaft und medizinische Versorgung für 2020 gefordert.
Weitere asiatische Regionen
Indien hat eine überraschende Senkung der Körperschaftssteuer von 30% auf 22% angekündigt, was 1,45 Billionen INR (20 Milliarden USD) entspricht, was 0,7% des BIP de Landes entspricht. Inzwischen hat Südkorea einen rekordverdächtigen Budgetplan von 514 Billion KRW (424 Milliarden USD) für 2020 vorgelegt, was einer Steigerung von 8% gegenüber den Ausgaben des vergangenen Jahres entspricht, wenn man einen Nachtragshaushaltsplan berücksichtigt. Mit der im November 2018 angekündigten „Homecoming“-Politik Taiwans mit der Bereitstellung von Industrieflächen und Steuererleichterungen ist es inzwischen gelungen, die Rückkehr von 142 Unternehmen mit genehmigten Investitionsprojekten im Wert von 611 Milliarden TWD (20 Milliarden USD) zu erleichtern.
Hauptrisiken
- Die Regierungen führen keine Haushaltspolitik durch, die den Markterwartungen entspricht
- Erhebliche Verzögerungen bei der Umsetzung der Haushaltspolitik
- Verschärfte Handelsspannungen führen 2020 zu einer weltweiten Rezession. Anleger werden dann eher „risikoscheu“, was wiederum der Aktien-Performance schadet
